Zu Gast bei Freezyboy

Eine eiskalte Lösung für Bioabfall

Benjamin Flechsig will mit dem «FreezyBoy» die Küche revolutionieren. Das Gerät kühlt Küchenabfälle auf minus fünf Grad und sorgt für geruchlose Bioabfälle. Der Unternehmer zeigt viel Herzblut und Ausdauer.

«FreezyBoy» kühlt die Küchenabfälle und hält so den Bioabfall geruchlos.
«FreezyBoy» kühlt die Küchenabfälle und hält so den Bioabfall geruchlos.
Benjamin Flechsig gründete das Start-up 2015 mit zwei Freunden und ist heute Geschäftsführer.
Benjamin Flechsig gründete das Start-up 2015 mit zwei Freunden und ist heute Geschäftsführer.

Das Zielpublikum von Benjamin Flechsig sind all jene Leute, die es nicht mögen, jeden zweiten Tag mit dem Biomüll-Chübeli zum Container oder Komposthaufen zu gehen. Doch jedes Kind weiss, was passiert, wenn man Bioabfälle zu lange stehen lässt. Sie werden faulig, beginnen zu riechen und zu saften. Kein Wunder, vergeht einem unter diesen Umständen je länger, je mehr die Lust, den Grünabfall zu entsorgen. 

Für neue und alte Küchen 
«Ich habe die Lösung!», sagte sich der Zuger Benjamin Flechsig, als er vor mittlerweile zehn Jahren mit zwei Freunden ein Start-up gründete. Ihre Erfindung nannten sie «FreezyBoy». Dabei handelt es sich um einen gelben, sieben Liter fassenden Komposteimer, der passgenau in ein Kühlgerät gestellt wird, das in einem Abfallsystem gängiger Anbieter neben einem 35-Liter-Sack Platz findet. Das Gerät kühlt den Bioabfall auf minus fünf Grad hinunter: eine perfekte Lösung, wie Flechsig verspricht. «Im Eimer bildet sich rundum eine dünne Eisschicht», sagt er. «Schüttet man den vollen Eimer aus, ist er bis auf ein paar Eiskristalle und allenfalls ein paar kleine Gemüsereste sofort wieder sauber.» Der Unternehmer zeigt uns den «FreezyBoy» in einer Küchenausstellung im Raum Luzern. Fachgeschäfte wie dieses gehören zu seinen wichtigsten Vertriebspartnern. Das Gerät lasse sich in einer bestehenden Küche problemlos nachrüsten, betont er. «Wir fokussieren aktuell auf den Deutschschweizer Markt, haben aber auch an verschiedenen Standorten in der Westschweiz Küchengeschäfte, die unser Produkt ausstellen.» Aus einem Lager in Deutschland liefert die Firma auch in die ganze EU. Die Lieferfristen könnten so sehr kurz gehalten werden, erklärt er: «Heute bestellt, morgen geliefert», laute die Devise. «Produziert wird das Gerät bei V-Zug», führt Benjamin Flechsig aus, «in einem stetigen, fortlaufenden Fertigungsprozess, der eine gute Vorausplanung erfordert». Der Preis liegt bei 980 Franken inklusive Lieferkosten. 

Der ökologische Fussabdruck 
Benjamin Flechsig sieht in dem Produkt einen «riesigen Mehrwert für die Küche». Er sagt: «Alle reden von Recycling, doch in der Schweiz wird noch zu wenig Bioabfall getrennt.» Etwa die Hälfte der Bioabfälle – also Gemüsereste, Knochen oder Fischgräten – landen immer noch im normalen Müll. «Und dies, obschon die meisten Schweizer Haushalte die Biotonne direkt vor der Haustüre haben», erklärt Flechsig. «Den CO2-Ausstoss durch die Verbrennungsöfen könnte man erheblich reduzieren.» Jede und jeder, sagt der Unternehmer, könnte den persönlichen ökologischen Fussabdruck reduzieren, wenn mehr wertvoller Grünabfall gesammelt würde. In Zukunft braucht es in seinen Augen mehr neue Energiequellen wie Biogasanlagen. «Biogas ist eine erneuerbare Energiequelle, die wichtig ist.» Dem Argument, dass der «FreezyBoy» ständig Strom braucht, hält er entgegen: Der Verbrauch liege bei rund 90 Kilowattstunden Strom pro Jahr – «ähnlich wie eine Glühbirne». 

Versteckt in der Schublade 
Die Unternehmensgeschichte begann also vor rund zehn Jahren mit dem Start-up der drei Freunde und Betriebswirtschaftler, die mit viel Elan ins gemeinsame Abenteuer starteten. Auf die Idee kam Benjamin Flechsig, weil er das Problem mit den Biotonnen noch aus seiner Kindheit kennt. Er habe sich überlegt, wie es einfacher gehen könnte. «Für ein neues Küchenprodukt braucht es Optimismus, Leidenschaft und Herzblut», sagt er. Doch das Pflaster ist hart, wie seine zwei Mitstreiter und er erfahren mussten. Es braucht viel Zeit, um ein Produkt zu entwickeln und im Markt aufzubauen. Heute, nach einer Reorganisation mit einer neuen Inhaberstruktur, ist er zuversichtlich und sagt: «Der ‹FreezyBoy› ist ein Game-Changer für die Küche.» Benjamin Flechsig beweist Ausdauer, wenn es darum geht, seiner Erfindung zum Durchbruch zu verhelfen. Illusionen macht er sich offensichtlich nicht. Er sagt selber, es sei nicht ganz einfach, ein Produkt zu vermarkten, das sich versteckt in einer Schublade befindet und erst zum Vorschein kommt, wenn man sie öffnet. Grosse Pläne Privat besitzt er selbstverständlich ebenfalls einen «FreezyBoy». Seit Jahren habe er darum «keine Fruchtfliege mehr» bei sich daheim gesehen, sagt der Familienvater Jahrgang 1982, der im Kanton Zug wohnt. So oft es sein Unternehmen zulässt, verbringt der Hobbykoch Zeit mit der Familie. «Das ist mein Ausgleich, denn ich bin häufig mit den Gedanken bei der Firma.» Als Inhaber trage man schliesslich das Risiko, und dies sei sein Lebenswerk. Auf die Frage, wo er sich persönlich in fünf Jahren sieht, antwortet er: «Ich werde stolz darauf zurückblicken, wie viele Kundinnen und Kunden das Gerät einsetzen, Freude am Mehrwert in der Küche haben und noch mehr Bioabfälle recyceln.» Befragt nach einem Plan für den Fall, dass seine Strategie nicht aufgeht, antwortet er: «Ich brauche aktuell keinen Plan B!» Und er fügt hinzu: «Wenn es nach mir geht, ist der ‹FreezyBoy› nur das erste Gerät einer ganzen Produktefamilie.»

Freezyboy AG

Mehr Inspirationen für Bauen, Wohnen, Haus und Garten gibt es in der Ausgabe 4/25 vom Magazin DAS EINFAMILIENHAUS.

Text: Rebekka Haefeli, Fotos: Gaëtan Bally
aus dem Magazin: Das Einfamilienhaus, Zeitschrift Nr. 4/2025

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