«Ein Holzherd läuft immer», erklärt Lukas Bühler, Geschäftsführer und Inhaber der Tiba AG. Ein Holzherd macht unabhängig von der Stromversorgung. Und nicht zuletzt gönnt sich, wer auf dem Feuer kocht, auch etwas Entschleunigung.
Das Unternehmen TIBA hat 1902 mit dem Bau von Holzherden angefangen. Ist der Holzherd heute noch Ihr wichtigstes Produkt, oder eher ein Stück Nostalgie aus der Firmengeschichte?
Lukas Bühler, Geschäftsführer und Inhaber der Tiba AG: Der Holzherd macht immer noch ein Viertel unseres Umsatzes aus, er ist für uns nach wie vor wichtig. Drei andere Bereiche sind inzwischen dazugekommen, das sind die Cheminéeöfen und Pellets- und Wärmepumpen-Heizsysteme. Mit Feuer hat beides zu tun, früher diente der Holzherd ja gleichzeitig zum Heizen und zum Kochen. Und als dritten Bereich sind die Stahlküchen dazugekommen.
Sieht ein Holzherd heute anders aus als vor 100 Jahren, wie hat sich das System weiterentwickelt?
Das Prinzip ist noch gleich, man nimmt Holz, macht Feuer und kocht. Optisch sehen die Herde aber komplett anders aus. Früher gab es nur gerade zwei Modelle ab Stange. Heute gibt es Millionen von Möglichkeiten, in Höhe und Breite, mit verschiedenen Griffen, Abdeckungen, Stangen zum Aufhängen von Geschirrtüchern. Der Holzherd ist heute sehr individuell. Verbrennungstechnisch hat sich alles komplett geändert. Mit einer speziellen Auskleidung und Luftführung, mit primärer, sekundärer und tertiärer Verbrennung ist der Holzherd heute sehr sauber und effizient. Ich vergleiche die Entwicklung gerne mit dem Auto. Von aussen sieht es prinzipiell ähnlich aus, innen ist alles anders.
Wer entscheidet sich heute noch für einen Holzherd, und aus welchem Grund?
80 Prozent der Holzherde, die wir verkaufen, sind Ersatzgeschäft. Wer einen Holzherd hatte, will wieder einen. Der Rest sind oft Ferienhäuser, Chalets zum Beispiel oder Rusticos im Tessin, wo es keinen Strom und keinen Gasanschluss gibt und Holz die einzige Alternative ist. Weitere Kundengruppen sind junge Leute, die vom Elternhaus her einen Holzherd gewohnt sind, oder Kunden, die unabhängig vom Strom sein wollen. Das haben wir in den letzten Monaten speziell festgestellt, als das Thema Stromknappheit aufkam. Holz ist die ultimative Versicherung, ein Holzherd läuft immer – er braucht keine Updates, keine Elektronik, keinen Strom und ist fast unzerstörbar. Dazu kommt der Faktor Entschleunigung und Unabhängigkeit, das sind die besten Argumente für einen Holzherd.
Wo werden die Tiba-Herde produziert?
Alle in unserer Fabrik am Firmensitz in Liestal im Baselland, vom Blechzuschnitt bis zur Montage. Wir haben eine Fertigungstiefe von 90 Prozent, machen also fast alles selber.
Kochen mit Holz ist eine Kunst für sich – kann man das bei Ihnen lernen und sich Holzherde in Funktion anschauen?
Ja, wir sind vor kurzem an einen neuen Firmensitz umgezogen, unseren dritten. Hier in Liestal haben wir eine Feuerküche eingerichtet, wo man unsere Produkte zum Backen und Heizen kennenlernen kann.
Tiba AG
4410 Liestal
Interview: Christine Vollmer
aus: Das Einfamilienhaus, Heft Nr. 3/2022