Auf dem Bodenbelag baut die ganze Raumgestaltung auf. Er prägt das Wohnambiente massgebend. Eine sorgfältige Auswahl lohnt sich. Unsere Zusammenstellung dient als Wegweiser während der Vorauswahl.
Landhausdiele Almfeuer. Tomwood AG
Trotz vielen Alternativen bleibt der Parkett bis heute der beliebteste Bodenbelag. Holz gibt das gute Gefühl, «Boden unter den Füssen» zu haben.
Vorteile: Warm, lebendig, elegant, anpassungsfähig und vielseitig. Von hell bis dunkel, von langen, breiten Landhausdielen bis zu kleinformatigen Diamantformen oder «Chlötzliparkett», von ruhig bis rustikal Halbgevietstrich – die Auswahl ist gross. Ein mitteldunkles, leicht gebürstetes, geöltes Parkett passt fast zu jedem Einrichtungsstil.
Zu beachten: Es ist ein Naturmaterial und lebt mit Ihnen. Es reagiert auf Licht, Nutzung und Pflege. Die Pflegeleichtigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel ob das Holz geölt oder versiegelt ist, ob es eine ruhige Sortierung hat oder rustikal, gebürstet oder geschliffen ist sowie auch von der Holzhärte und der Nutzschicht. Helle, ruhige, geschliffene, geölte Böden aus schnell gewachsenen Hölzern mit einer dünnen Nutzschicht sind am anfälligsten für Schmutzspuren und können für weniger gut aufgefrischt werden. Ein hochwertiges Produkt hat seinen Preis, hält jedoch mehrere Jahrzehnte.
Natur farbiger Anhydrit, geschliffen und geölt. Dörig Unterlagsböden AG
Anhydrit entspricht der aktuellen Ästhetik und Materialien, die ein gutes Raumklima begünstigen. Er sieht ähnlich aus wie ein zementöser Unterlagsboden oder ein feiner Terrazzo, hat jedoch viele Vorteile, welche diese beiden Alternativen nicht aufweisen. Sein natürlicher, unpigmentierter Beigeton ist warm. Durch das Beimischen von Schwarz ergibt sich ein grauer Boden, der dem zementösen Unterlagsboden sehr ähnlich sieht. Achtung: Maximal 1,5 Prozent Schwarzanteil beimischen, ansonsten verliert das Material an Elastizität und es können Risse entstehen, wie sie beim Terrazzo üblich sind.
Vorteile: Dieser Boden hat so viele Vorteile wie kein anderer. Er ist optisch und haptisch warm und weich, leitfähig, elastisch, einfach in der Verarbeitung, langlebig, raumklimafreundlich und schön. Dank seiner Elastizität braucht er weniger Dilatationsfugen als ein gespachtelter Boden oder Terrazzo und reisst nicht. Wenn im Neubau sowohl der Unterlagsboden wie auch die Nutzschicht komplett aus Anhydrit gegossen werden, schöpft man die positiven Eigenschaften dieses Materials ganz aus: Es erfolgt eine erhebliche Energieersparnis bei Bodenheizungen. Zehn Jahre lang braucht dieser Bodenbelag keine spezielle Pflege. Danach empfiehlt sich eine Auffrischung durch Schleifen und neu Versiegeln.
Zu beachten: Es ist ein weiches Material. Problematisch sind säurehaltige Produkte wie Rotwein und Zitrone, die länger als zwei Stunden auf der Oberfläche liegen blieben. Die Auswahl an Farben ist begrenzt: Beige, Grau oder Dunkelbraun bis Lila. Bei diffusionsoffener Versiegelung darf kein stehendes Wasser auf dem Material verbleiben, denn es dringt in den Boden ein. Die Feuchtigkeit kann zwar durch die offenporige Versiegelung wieder entweichen, aber die Mineralstoffe des Wassers bleiben im Belag hängen und bilden Flecken.
Spachtelbelag Corivesto Microbeton, Farbe Moss. Walo Bertschinger AG
Es gibt unterschiedliche Spachtelbeläge. Einige sind heikler in der Verarbeitung als andere. Um kurz- oder langfristigen Problemen vorzubeugen, ist ein sorgfältiger, erfahrener Handwerker bei allen Arten von Spachtelböden unentbehrlich.
Vorteile: Sehr pflegeleicht und für alle Räume geeignet, sogar in der begehbaren Dusche. Wenn es im ganzen Haus nur ein Bodenbelag sein soll, dann wäre es ein zementöser Spachtelbelag (Mikrobeton): Er erfüllt alle Funktionalitäten und ist in vielen Farben erhältlich.
Zu beachten: Das Spachteln ist Handarbeit und trägt die Unterschrift des Verarbeiters. Nur ein einheitliches Wolkenbild ohne erkennbare Verarbeitungsbahnen ergibt den erwünschten optischen Effekt. Je ruhiger der Boden, desto sichtbarer ist der Schmutz, vor allem bei dunklen Farben. Dilatationsfugen sind unumgänglich. Diese sind im Farbton unbedingt der Belagsfarbe anzugleichen. Im Wohnbereich und Schlafzimmer empfiehlt sich ein Auflageteppich: Durch seine Struktur und weiche Materialität bricht er den monotonen Bodenbelag und bringt Gemütlichkeit in den Raum.
6-Eck, 2-Schicht Zementplatte 600454. Via GmbH
Es gibt Räume, die erlauben keinen anderen Akzent als den Bodenbelag. Speziell in einem Windfang, in der Garderobe, im Gäste-WC oder engen Badezimmer empfiehlt es sich, die Aufmerksamkeit auf den Boden zu lenken: Die engen Raumverhältnisse fallen dabei weniger auf. Die dekorativen Platten können je nach Anforderung aus Keramik, Feinsteinzeug, Terracotta, Zement oder Raku-gebrannt sein.
Vorteile: Kleine Flächen können auch mit einem hochwertigen, vielleicht kunsthandwerklich hergestellten, teuren Material bespielt werden, ohne gleich das Budget ganz zu sprengen. Wertvolle Materialien gezielt einzusetzen, wertet den ganzen Raum auf.
Zu beachten: Keramikplatten sind die pflegeleichtesten und kostengünstigsten. Zementplatten sind anfälliger auf Flecken und aufwendig in der Verlegung, weil sie lange Trocknungszeiten benötigen. Die nach der japanischen Technik «Raku» gebrannten Keramikplatten sind alles Einzelstücke: Keine ist wie die andere. Daraus entsteht ein wunderbar lebendiger, bezaubernder Bodenbelag, der im hohen Preissegment liegt. Bei allen Materialien ist die Proportion des Musters zur Raumgrösse zu beachten. Ein gemusterter Boden wirkt wild und lebendig. Das muss explizit gewollt sein. In grossen Wohnräumen sind kleinformatige, stark gemusterte Platten selten geeignet.
Bodenplatte 30x60 Feinsteinzeug P570.31402, Farbe moka naturale squadrato. Sabag AG
Manchmal geht es in der Küche oder im Badezimmer nicht anders als mit einem Plattenboden. Das Angebot ist so gross, dass man auch Produkte findet, die nicht nur den funktionalen, sondern auch den gestalterischen Zweck erfüllen.
Vorteile: Sehr pflegeleicht, langlebig, sehr breites Angebot an Designs und Formaten, kostengünstig. Im Standard-Format 30x60, 60x60 oder 90x90 sind das Material sowie die Verarbeitung günstig und der Transport unproblematisch.
Zu beachten: Das Design der Platte muss sehr sorgfältig ausgewählt werden. Wenn die offene Küche aus Pflegeleichtigkeits-Gründen einen Plattenboden bekommt, ist ein Ton-in-Ton-Übergang vom Parkett (oder anderem Bodenbelag) zu den Platten eine elegante Art, die Küchenzone nur sanft vom Wohn- und Esszimmer abzugrenzen. Wichtig ist, dass die Plattengrösse zur Raumgrösse passt, die Fugenfarbe den Platten angeglichen wird und das Fugenbild gut geplant ist. In einem Wohnraum ist eher davon abzuraten: Auch wenn die Farbe warm ist, kann diese den Effekt der eckigen Form und des harten Materials nicht ausgleichen, um Gemütlichkeit zu schaffen.
Keramikplatten 60x60 Natursteinimitat Danish Smoke. Frischknecht AG
Ob man es mag oder nicht, es ist eine Tatsache, dass einige Hersteller unglaublich echt wirkende Imitate auf den Markt bringen. Sie sind die Antwort auf den «de Foifer und s Weggli»-Zeitgeist: Wir wollen auf nichts verzichten!
Vorteile: Die Schönheit der Natur und die Pflegeleichtigkeit der Imitation – und meistens günstiger. Keramikplatten mit einer gebrochenen Oberfläche und unterschiedliche Naturstein-Designs sind nicht von Naturstein zu unterscheiden. Parkett-Imitate aus Vinyl, die verlegt täuschend echt aussehen, wirken wie das echte Material. Ideal für schön gestaltete Mietobjekte oder in stark beanspruchten Küchen und Badezimmern.
Zu beachten: Die Haptik macht den Unterschied! Wenn man sogar beim Bassfusslaufen das Gefühl bekommt, auf Naturstein zu gehen, ist das keramische Imitat gut. Die Wiederholung des Designs verrät oft, dass es sich um ein Imitat handelt. Je mehr verschiedene Platten/Riemen es gibt, desto echter wirkt es, denn in der Natur sind zwei Riemen oder Steinplatten nie gleich. Die Verlegung sollte genauso erfolgen wie beim Naturmaterial. Beim Plattenboden sollte die Fugenfarbe dem Grundton des Bodens angeglichen werden.
Linoleum Pluto. Forbo-Giubiasco SA. Forbo
In der Ära der Nachhaltigkeit ist es nicht erstaunlich, dass dieser Bodenbelag ein Revival erlebt. Er besteht fast ausschliesslich aus natürlichen Materialien. Die meisten davon sind schnell nachwachsend.
Vorteile: Weicher, natürlicher, atmungsaktiver, nachhaltiger Bodenbelag, erhältlich als Bahnenware in unterschiedlichen Designs und Farben. Die perfekte Wahl für alle, die ihren Bodenbelag mit gutem Gewissen geniessen möchten.
Zu beachten: Das Material kann sich durch das Licht verfärben, Gebrauchsspuren sind ersichtlich, es kann nach Leinöl riechen. Passt nicht in jede Architektur und auch nicht zu jedem Wohnstil.
Schlusswort: Welche Aspekte eines Bodenbelages sind Ihnen am wichtigsten? Welchen Boden möchten Sie die nächsten zehn bis zwanzig Jahre unter den Füssen spüren? Suchen Sie sich einen Bodenbelag aus, der Ihnen lange Freude bereitet und Ihnen die Freiheit lässt, in zehn Jahren Ihre Wohnräume in einem ganz neuen Stil zu möblieren und gestalten. Je länger Ihnen Ihr Boden Freude bereitet, desto besser – für Sie und für die Umwelt!
Inspirationen für den Bodenbelag gibt es in der Ausgabe 6/24 vom Magazin DAS EINFAMILIENHAUS.
Text: Branca Good, Fotos: Hersteller
aus dem Magazin: Das Einfamilienhaus, Zeitschrift Nr. 6/2024