Die smarte Steuerung von Rollläden, Jalousien & Co. schützen vor Überhitzung im Sommer und Auskühlung im Winter. Entscheidend für angenehmes Wohnen ist aber auch eine angemessene Architektur.
Innenliegende Verschattungen, hier Wabenplisées, schützen vor zu hohen Temperaturen. Sie lassen sich individuell auf die erforderlichen Masse und Formen anfertigen.
Grosse Glasflächen erfordern viele Jalousien, um die Sonne gegebenenfalls draussen zu halten.
Eine Markise schützt auf der Terrasse und im Hausinnern vor Überhitzung.
Dicke Mauern, kleine Fenster, grosse Dachüberstände – das waren in
vielen Gegenden traditionelle Hausmerkmale, die sich aus den
geographischen und klimatischen Gegebenheiten entwickelt hatten. Auf
diese Weise schützten sich die Menschen, vor allem, aber nicht nur im
Berggebiet gegen die Kälte im Winter, aber auch gegen die Hitze im
Sommer. In Ländern und Regionen, in denen es seit jeher heiss wird, etwa
im arabischen Raum, gibt es traditionell Häuser mit dicken Lehmwänden,
schattigen Innenhöfen, Brunnen und anderen Vorrichtungen, die das Wohnen
angenehm machen.
Der Siegeszug der modernen Architektur hat dazu
geführt, dass heutzutage Häuser mit grossen Glasflächen und
Flachdächern ohne Dachüberstand losgelöst von ihrer Umgebung gebaut
werden. Regional geprägte Architektur wurde und wird von vielen als
altmodisch und rückständig belächelt. Allerdings führt die
Klimaerwärmung hier allmählich zu einem Umdenken. Die Frage ist, ob ein
«Glaspalast», der im Sommer per Klimaanlage unter hohem Stromverbrauch
gekühlt werden muss, wirklich so erstrebenswert ist. Denn angesichts der
Erderwärmung gilt: Nach dem Hitzesommer ist vor dem Hitzesommer. Einer
Rolle rückwärts in die Vergangenheit bedarf es nicht, schliesslich waren
die alten Häuser nicht besonders energieeffizient, aber traditionelle
Elemente lassen sich durchaus sinnvoll in das moderne Bauen integrieren.
Bäume, Dachüberstand und Dachbegrünung schützen
Die
durchdachte Raumklimatisierung fängt schon ausserhalb des Hauses an.
Zum Beispiel durch die Pflanzung von Bäumen oder die Nutzung eines
vorhandenen Bestands. Im Sommer schützt das Laub vor extremer
Sonneneinstrahlung, im Winter kann die Sonne hingegen ins Haus scheinen.
Auch Dachüberstände sind sinnvoll, weil das Haus dann vor der
hochstehenden Sonne im Sommer abgeschirmt wird, die tiefstehende Sonne
im Winter hingegen das Haus erwärmen kann. Wer dennoch ein Flachdach
bevorzugt, sollte über eine Begrünung nachdenken. Diese ergänzt die
Dachdämmung wirkungsvoll und sorgt zudem für ein günstiges Mikroklima.
Ein Photovoltaikanlage kann trotzdem auf dem Dach installiert werden.
Gute Dämmung
Eine
gute Wärmedämmung der Gebäudehülle ist ein weiterer wichtiger Faktor
für ein ganzjährig wohltemperiertes Wohnklima. Ob in Massiv- oder
Holzbauweise – durchdachte Wandaufbauten helfen im Winter Heizenergie zu
sparen und schützen im Sommer vor Überhitzung. Glasflächen hingegen
bleiben – auch bei dreifacher Verglasung – relative Schwachstellen in
puncto Energieeffizienz und Raumklima. Bei fehlender Verschattung droht
im Sommer Überhitzung und im Winter Auskühlung, vor allem, wenn auf die
beschriebenen traditionellen Hauselemente verzichtet wird.
Unter Einbeziehung lokaler Wetterdaten arbeiten smart gesteuerte Heizungs- und Verschattungsanlagen besonders effizient.
Das textile Sonnenschutzsystem bietet je nach gewählter Stoffart und Beschaffenheit einen guten Blend- und Sichtschutz (0 Prozent Gewebeöffnung, hier im Bild) bis hin zu einer hohen Transparenz (10 Prozent Gewebeöffnung).
Häuser mit grossen Glasflächen und ganzen Glasfassaden brauchen daher zusätzliche Sonnenschutzvorrichtungen. Zudem muss für eine ausreichende Belüftung, vor allem nachts, gesorgt werden. Rollladen, Raffstore, Markisen & Co. sind also unverzichtbare Helfer für ein angenehmes Raumklima – im Sommer wie im Winter. Unter Energiegesichtspunkten am wirksamsten gegen Überhitzung im Sommer und Auskühlung im Winter sind Rollläden. Aber auch Jalousien, Screens, (Fenster-)Markisen und Pergolen bieten Schutz. Welche Art der Verschattung zu bevorzugen ist, hängt von vielen individuellen Faktoren ab: Lage des Grundstückes, Grösse der Glasflächen, Architektur und Design und der natürliche Bewuchs. Die Notwendigkeit von Sonnenschutzvorrichtungen betont auch eine Studie der Hochschule Luzern im Auftrag des Bundesamts für Energie BFE: «Behagliche Temperaturen in den Innenräumen werden nur durch optimale Nutzung des Sonnenschutzes und einer genügenden Nachtauskühlung der Gebäude gewährleistet werden können. Die Automatisierung dieser Systeme und der Gebäudeentwurf, insbesondere die Befensterung (Qualität, Ausrichtung, Fläche, Öffnungsmöglichkeit, Beschattung usw.) werden eine zentrale Rolle hinsichtlich der Behaglichkeit und der Robustheit gegenüber dem Klimawandel spielen.»
Automatisierung bringt Komfort und Sicherheit
Für dauerhafte Freude an den Beschattungsvorrichtungen sollte auf eine komfortable Bedienung geachtet werden. Die traditionelle mechanisch-sportliche Variante mit Kurbel oder Gurt ist im Neubau nicht mehr üblich. Stattdessen sind elektronische Antriebe mit Rohrmotoren angesagt. Hier wiederum gibt es zahlreiche Bedienungsvarianten von manuell bis automatisch. Diese reichen vom einfachen Wandtaster über Handsender bis hin zu programmierbaren Systemen, zum Beispiel Zeitschaltuhr mit Urlaubsfunktion oder per Sensor (Lichtmesser). Wichtig ist in jedem Fall, dass so geplant wird, dass für jeden Antrieb eine elektrische Leitung vorhanden ist. Denn ohne Strom bewegt sich nichts.
Smart gesteuert
Wer seine Rollläden motorisiert, sollte sich gut überlegen, ob er oder sie vielleicht gleich ein Smarthome-System installieren will. Dann können weitere grundlegende Funktionen im Eigenheim komplett oder teilweise automatisch ablaufen: Heizung, Licht, Verschattung, Türverriegelung etcetera. Und: Das Smarthome lässt sich per App von unterwegs steuern. Weiterer Vorteil: Erst mit einer präzisen Steuerung lässt sich die Energieeffizienz eines Gebäudes so richtig optimieren. Denn die intelligente Technik stellt sicher, dass auch in Abwesenheit der Bewohner die Verschattung immer dann herunterfährt, wenn Überhitzung droht, oder hochfährt, wenn in den kälteren Jahreszeiten Sonneneinstrahlung erwünscht ist. Windmesser sorgen wiederum dafür, dass empfindliche Verschattungen rechtzeitig eingefahren werden, wenn ein Sturm aufzieht. Das erhöht auch die Sicherheit der eigenen vier Wände, zum Beispiel in der Urlaubszeit, wenn die programmierten Abläufe die Anwesenheit der Bewohnerinnen und Bewohner vortäuschen.
Mit einer smarten Steuerung lassen sich die Storen unter dem Dach besonders einfach regulieren und an die Tageszeiten anpassen.
Mit einer Konfigurations-App lässt sich eine Markise realitätsnah in Form und Farbe planen.
Neben den genannten aussenliegenden Verschattungen gibt es auch
zahlreiche Lösungen für innenliegenden Sonnenschutz. Auch Vorrichtungen
innerhalb der Verglasungen zwischen den Scheiben sind erhältlich. Diese
Produkte haben den Vorteil, dass sie Wind und Wetter nicht ausgesetzt
und daher pflegeleicht sind. Mit Hilfe von Beschichtungen können sie die
UV-Strahlung absorbieren und so Überhitzung verhindern. Die
baden-württembergische Firma Pervormance International bietet Screens
aus einem speziellen Vlies an, die mit Wasser besprüht werden. Das
Material absorbiert die Flüssigkeit und speichert sie. So entfaltet sich
ein Kühleffekt und nebenbei wird die Luftfeuchtigkeit reguliert. Im
Prinzip ein bisschen, wie wenn man einen Wäscheständer mit nasser Wäsche
im Wohnraum aufstellt. Nur ist das nicht so dekorativ.
Eine
smarte Beschattung des Hauses bietet viele Vorteile. Sie lässt sich
übrigens auch per Sprachbefehl aktivieren, wie Marco Hofmann, Mitglied
der Geschäftsleitung bei der Firma Meimo, ausführt. «Stellen Sie sich
vor, Sie kommen am Abend nach Hause und sagen: «Alexa, starte
Feierabend!» und wie durch Zauberhand fahren die Storen nach unten, das
Licht schaltet gedimmt ein und es wird angenehme Musik wiedergeben. So
stelle ich mir einen gemütlichen Feierabend vor.»
Auch Aussenbereiche wie diese Sommerküche benötigen einen Sonnenschutz.
Mit der Vorhangfassade «Fixscreen» wird Privatsphäre geschaffen, ohne an Aussicht einzubüssen.
Die Ausgabe 6/23 vom Magazin DAS EINFAMILIENHAUS lässt sich online bestellen
oder
Text: Joachim Hoffmann
aus dem Magazin: Das Einfamilienhaus, Zeitschrift Nr. 6/2023