Mehr Gartengenuss

Digitale Anwendungen, die das Leben leichter machen, gibt es auch für den Aussenbereich. Smarte Geräte im Garten können sogar einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Sich hinsetzen und geniessen: Für die richtige Markisenstellung und das passende Licht sorgt die intelligente Technik. www.warema.ch

Sich hinsetzen und geniessen: Für die richtige Markisenstellung und das passende Licht sorgt die intelligente Technik.

Warema

Egal ob Rasen, Blumen oder Salatanbau, egal ob Hitze oder Regen – eine automatische Bewässerungsanlage sorgt immer für die richtige Dosierung der Wassermenge. www.gardena.ch

Egal ob Rasen, Blumen oder Salatanbau, egal ob Hitze oder Regen – eine automatische Bewässerungsanlage ...

Egal ob Rasen, Blumen oder Salatanbau, egal ob Hitze oder Regen – eine automatische Bewässerungsanlage sorgt immer für die richtige Dosierung der Wassermenge. www.gardena.ch

... sorgt immer für die richtige Dosierung der Wassermenge. 

Gardena

Hitze und Trockenheit setzen Mensch und Natur vor allem im Sommer zu. Wohl denen, die an solchen Tagen einen Garten als Refugium haben. Allerdings erfordert ein Garten auch eine gewisse Pflege, damit alles wächst und gedeiht. Die gute Nachricht: Ein Teil der Gartenarbeit lässt sich heutzutage an digitale Bedienstete delegieren. Für die Anhänger eigener Handarbeit bleibt trotzdem immer noch genug zu tun.

Grasfresser
Die gängigsten smarten Gartenhelfer sind Mähroboter. Sie sind inzwischen sogar beim Discounter erhältlich. Damit der Gartengeselle seinen Dienst verrichten kann, muss er im wahrsten Sinne wissen, wie weit er gehen kann, wo er umkehren und eine andere Richtung einschlagen muss. Hierfür gibt es Begrenzungskabel, die oberirdisch oder – optisch schöner, aber etwas aufwändiger – in der Erde verlegt werden. Die Sensoren des Mähers erkennen durch das Magnetfeld der Verdrahtung, welche Flächen zu ihrem Revier gehören. Seit kurzem gibt aber auch Rasenroboter, die ohne Verdrahtung arbeiten. Sie erkennen ebenfalls mit Hilfe einer Vielzahl von eingebauten Sensoren oder per GPS das zu bearbeitende Areal. Egal ob mit oder ohne Verdrahtung – Rasenroboter mähen in der Regel exakter und besser und pflegen dadurch den Rasen. Das Schnittgut bleibt liegen und dient so als nährstoffreicher Mulch. Durch das konstante Mähen wird die Grasnarbe dichter. Allerdings müssen die Ränder des Rasens und baumnahe Zonen meist zusätzlich von Hand getrimmt werden.

Mit einem LED-Lightstrip lassen sich Gewächse und Terrassen zu programmierten Zeiten effektvoll in Szene setzen. www.signify.com

Mit einem LED-Lightstrip lassen sich Gewächse und Terrassen zu programmierten Zeiten effektvoll in Szene setzen. 

Signify

Praktisch ist eine Programmierung der Mähzeiten und der Mähfrequenz. Das kann direkt am Gerätedisplay erfolgen oder über eine App am Smartphone. Darüber hinaus lässt sich dem Mähen noch mehr Smartness verleihen. So erstellen Geräte der Firma Gardena mit der LONA-Technologie (steht für Location Navigation) über eine Cloud-Verbindung über mehrere Mähvorgänge hinweg eine exakte Karte des Gartens. Über die Bedien-App besteht dann die Möglichkeit, den momentanen Standort des Roboters in Echtzeit zu erkennen. Dazu können bestimmte Zonen ausgewiesen werden, die nicht gemäht werden sollen, um etwa Bienen, Schmetterlingen und anderen Tieren ein Refugium zur Verfügung zu stellen.

Wasser marsch!
Aufwändiger in Planung und Installation sind Bewässerungssysteme. Hierzu sollten Interessenten einen Landschaftsgärtner zu Rate ziehen, damit der Komfort hinterher auch wirklich gegeben ist. Denn je nach dem, was alles begossen werden soll – Rasen, Blumen, Gemüse, Bäume et cetera – muss das Bewässerungssystem mit den entsprechenden Leitungen und Wasserauslässen ausgestattet sein. Dazu muss auch gecheckt werden, ob die Leitungen in alle Bereiche problemlos verlegt werden können oder ob es Hindernisse gibt wie zum Beispiel Einfahrten oder befestigte Sitzplätze und Gartenhäuser. Ist das Bewässerungssysteme optimal geplant und verlegt, sorgt es nicht nur für mehr Freizeit im Garten, es kann auch das Wasser punktgenau an die Stelle bzw. Wurzel bringen, was wiederum Wasser spart und so die Umwelt schont. Zur Ausstattung gehören auch eine Wetterstation und Feuchtigkeitssensoren, die im Zusammenspiel dem Bewässerungssystem ein «Wasser marsch!» mitteilen.

Gezielt giessen
Natürlich lässt sich die Frequenz der Giessvorgänge auch mit einer konventionellen Zeitprogrammierung und mit den entsprechenden Sensoren bewerkstelligen. Aber der eine oder andere Hobbygärtner möchte doch vielleicht auch von unterwegs nachprüfen, ob seine geliebten Pflanzen auch immer ausreichend mit dem lebensnotwendigen Nass versorgt sind. Und wenn ihm danach ist, kann er mit der App für zusätzliche Wasserzufuhr sorgen. Mit smarten Systemen lassen sich mehrere Bewässerungszonen unabhängig voneinander einrichten und bedienen. Rasenroboter und Bewässerung sind die geläufigsten smarten Anwendungen im Garten, aber es gibt noch weitere. Wer zum Beispiel einen Teich sein Eigen nennt, in dem womöglich teure Fische schwimmen, möchte sicher gehen, dass Filter und Pumpen jederzeit kontrolliert und gegebenenfalls beeinflusst werden können. Mit smarter Technik geht das auch von unterwegs. Auch Springbrunnenfunktion und Beleuchtung lassen sich per App steuern.

Auf Nummer Sicher
Der Aspekt Sicherheit sollte nicht unterschätzt werden. Hilfreich sind programmierte Beleuchtungsabläufe. Damit das Haus während des Urlaubs bewohnt wirkt, schalten sich zum Beispiel bei Dämmerung Lampen ein – jeden Abend zu einem anderen Zeitpunkt (Anwesenheitssimulation). Das lässt sich problemlos auch auf den Aussenbereich übertragen. Auch hier ist es sinnvoll, zu individuell festgelegten Zeiten eine Auswahl von Leuchten angehen zu lassen – sei es am Gartentor, entlang der Gartenwege, an der Hausfassade oder auch in Blumenbeeten. Das kann in Intervallen geschehen oder die ganze Nacht hindurch. Ganoven werden sich dann lieber ein anderes Objekt aussuchen, um ihr «Handwerk» auszuüben. Übertrieben sollte die Aussenbeleuchtung allerdings nicht sein, um die Tierwelt nicht unnötig zu stören.

Leuchten lassen sich auch mit Bewegungsmeldern kombinieren. Smart wird die Geschichte aber, wenn der Bewegungsmelder gleichzeitig eine Nachricht an das Smartphone des Hausbesitzers sendet, sodass dieser – zum Beispiel über Aussen- oder Innenkameras – überprüfen kann, ob ein Besuch oder womöglich ein Einbruchsversuch vorliegt. Eine Kameraüberwachung mag so mancher als zu viel des Guten empfinden. Bei grossen, abgelegenen Grundstücken mit vielen Bäumen und schwer einsehbaren Orten kann das aber durchaus Sinn machen. Komfortabel sind vernetzte Kameras, bei denen sich der User per App zu jeder Zeit und von jedem Ort aus einklinken kann. So kann er im Speicher überprüfen, was sich in den letzten Stunden getan hat, oder er lässt sich Live-Bilder übermitteln. Qualitätskameras liefern hochauflösende Bildqualität – auch bei Nacht. Wie bei den Bewegungsmeldern bieten manche Hersteller auch Aussenkameras mit Leuchte in einem Gehäuse an. Das hat sowohl funktionale als auch gestalterische Vorteile: Kombinierte Geräte fügen sich eleganter ins Gesamtbild ein. Bitte beachten: Der öffentliche Bereich wie Trottoirs dürfen von den Kameras nicht erfasst werden.

Wer ein Gartentor hat, das den Zugang zum Grundstück regelt, wird sich mit einer Video-Sprechanlage noch sicherer fühlen. Bei entsprechender Vernetzung kann ein Besucher auch von unterwegs am Smartphone «in Empfang genommen» oder abgewiesen werden – ohne dass dies der andere bemerkt. Eine gute Beleuchtung des Aussenraums ist auch wichtig, um Unfälle bei Dunkelheit zu vermeiden. Wenn der Garten zum Beispiel über einen Pool verfügt, sorgt Licht – drum herum und unter Wasser – nicht nur für ein schönes Ambiente, sondern auch dafür, dass niemand ins Wasser fällt.

Licht und Schatten
Eine grosse Bedeutung für das Wohlbefinden auf der Terrasse kommt Markisen zu. Mit Beschattung lassen sich auch hochsommerliche Temperaturen gut ertragen. Wie bei Rollläden oder Storen lässt sich das Aus- und Einfahren automatisch steuern. Auch programmierte Abläufe sowie App- oder Sprachsteuerung sind möglich. Ist die Markisensteuerung Teil eines Smart-Home-Systems, erfolgt die Bedienung der Markise über die gleiche App wie alle anderen angeschlossenen Funktionen auch. Dann haben die Hausbesitzer die Möglichkeit, die Vorrichtungen auch aus der Ferne zu bedienen. Etwa um bei einer Unwetterwarnung entsprechende Vorkehrungen zu treffen. In der Regel sorgen aber Wetterstationen mit Sonnen-, Regen- und Windmessern für Betriebssicherheit. Messen die Sensoren entsprechende Daten, veranlassen sie, dass sich die Markise diskret zurückzieht.Übrigens: Für den Betrieb vieler Systeme ist ein starkes (W)LAN erforderlich. Der Router im Haus kann den Aussenbereich in der Regel nur unzureichend versorgen. Mit Hilfe von LAN-Kabeln oder Outdoor-WiFi-Stationen lässt sich diese Lücke schliessen. Am besten plant man diese Vorrichtungen zusammen mit den Stromleitungen für die Gartenbeleuchtung und Steckdosen ein.

Eine App für alles
Erfreulich für Bauherren und Hausbesitzer ist die Entwicklung zu kompatiblen Smart-Home-Apps. Denn wer will schon drei oder fünf oder noch mehr Bedienoberflächen aufrufen, um die einzelnen Funktionen zu kontrollieren oder Befehle ans System zu erteilen? Wirklich komfortabel wird es erst, wenn sich die gesamte Haus- und Gartenautomation mit einer einzigen App steuern lässt. Dazu gibt es immer mehr Schnittstellen und offene Plattformen. So unterstützen zum Beispiel smarte Gartensysteme der Firma Gardena auch Google Home. Wer baut, sollte sich daher stets darüber informieren, wie umfassend ein Smart-Home-System ausgestattet ist und inwieweit es kompatibel mit Systemen und Komponenten anderer Anbieter ist.«Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum», formulierte der Schweizer Landschaftsarchitekt Dieter Kienast einmal. Auch der Einsatz smarter Gartenhelfer ändert daran nichts. Apropos Zeit: Es ist doch schön, nach der Jagd auf Unkraut oder einem Heckenschnitt per App eine stimmungsvolle Beleuchtungsszene und vielleicht einen Springbrunnen zu aktivieren. Das Glas Limonade oder Glas Wein zu diesem Szenario muss dann immer noch von Hand gestemmt werden.

Auch für Topfpflanzen auf Balkon und Terrasse gibt es smarte Bewässerungssysteme. www.boum.garden

Für Topfpflanzen auf Balkon und Terrasse
Sie wollen erst mal klein anfangen, bevor Sie den Garten vernetzen? Das geht. Auch für Topfpflanzen auf Balkon und Terrasse gibt es smarte Bewässerungssysteme. So bietet die Firma Boum, ein aus der Universität Bern heraus gegründetes Startup, ein Starter-Set als Einstieg an. Kern der automatischen Bewässerung ist ein 35-Liter-Wassertank. Die Steuerung sitzt auf der Unterseite des Tankdeckels. Wichtig ist, dass der Tank eine gute WLAN-Verbindung hat. Zum Lieferumfang gehören ein Solarpanel (erspart einen Stromanschluss), Wasserstands- und Temperatursensoren und eine Pumpe. Bedient und überwacht wird das System über eine App, die bei zu wenig Wasser im Tank eine Nachfüllwarnung sendet. Über die App lassen sich auch die Zeiten für die Bewässerung programmieren. Das Set eignet sich für den einfachen Anbau von Kräutern und Gemüse wie Basilikum und Tomaten sowie Blumen und Zierpflanzen. Mit weiteren Pflanzgefässen kann das System jederzeit erweitert werden. Mithilfe des Bewässerungssystems reduziert sich der Unterhaltsaufwand für die Pflanzen im Sommer nach Herstellerangaben um mehr als 75 Prozent, da das Wasser stets wohldosiert bei den Pflanzen ankommt.

Boum

Die gute alte Regentonne, die über eine Klappe an ein Regenfallrohr angebunden ist, hilft beim manuellen Giessen. www.graf.info

Regenwasser nutzen
Smarte Bewässerungssysteme reduzieren dank punktgenauer Zeit- und Mengensteuerung den Wasserverbrauch. Noch nachhaltiger wird die Gartenpflege, wenn das Wasser statt aus der Leitung vom Himmel kommt. Die gute alte Regentonne, die über eine Klappe an ein Regenfallrohr angebunden ist, hilft beim manuellen Giessen. Wer das Regenwassermanagement erweitern möchte, kann eine Anlage mit einem in der Erde vergrabenen Tank installieren lassen. Je nach Auslegung kann so ein System nur zur Gartenbewässerung oder zusätzlich für die Waschmaschine und Toilettenspülung genutzt werden. Das schont nicht nur Ressourcen, sondern spart Wasser- und Abwassergebühren.

Graf

Text: Joachim Hoffmann
aus dem Magazin: Das Einfamilienhaus, Zeitschrift Nr. 4/2023

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