Immer mehr Menschen wollen umweltgerecht leben und die Chemiekeule vermeiden, die ein herkömmlicher Swimmingpool mit sich bringt. Der Bau eines Schwimmteichs oder eines Naturpools setzt viel Know-how voraus und geht ins Geld.
Wer nachhaltig leben möchte, muss sich heute nicht unbedingt in Verzicht üben – fortschrittlichen Technologien und Innovationen sei Dank. Statt im röhrenden Ferrari kann man heute im nicht minder beeindruckenden surrenden Tesla durch die Strassen gleiten. Und statt am blauen Betonpool kann man es sich an den schönsten Tagen im Jahr am und im Schwimmteich gemütlich machen. Er verspricht Genuss ohne schlechtes Gewissen, denn im Unterschied zum herkömmlichen Schwimmbecken kommt die Wasseraufbereitung des Schwimmteichs ganz ohne Chemikalien aus.
«Das Wasser wird mit natürlichen Mechanismen aufbereitet», erklärt Matthias Frei, Geschäftsführer des Allgemeinen Schwimmteich Clubs Schweiz (ASC Schweiz). Ein biologisches Badegewässer benötigt zwei Zonen: die Bade- und die Regenerationszone. Die unerwünschten Stoffe im «gebrauchten» Wasser aus der Badezone werden in der Regenerationszone umgewandelt, abgebaut und aufgenommen. Diese Regenerationszone ist entweder als natürlich gestalteter und bepflanzter Uferbereich in die Badezone integriert oder als separates Becken abseits konzipiert. «Dank dieses Systems spart man sich einerseits die Chemiekeule und badet andererseits auch nicht in chemischen Wasseraufbereitern», sagt Frei. Die chemische Wasserqualität von Naturpools sei mit jener von Trinkwasser vergleichbar, «oft ist sie sogar noch besser».
Alles ist möglich
Mittlerweile findet man in der
Schweiz einige Spezialisten für Schwimmteiche. Zum Beispiel Wetzel
Gärten; das in Birmenstorf im Aargau ansässige Unternehmen baut jedes
Jahr etwa 15 solcher Anlagen. Mindestanforderungen an die Poolgrösse
oder den Garten gäbe es keine, sagt Gärtnermeister Martin Maurer, der
Inhaber von Wetzel Gärten. «Grundsätzlich ist bezüglich Form alles
möglich – und es wird auch alles Mögliche verlangt!» Im Wesentlichen
unterscheidet man bei Schwimmteichen zwischen fünf Kategorien – je nach
Art der Bepflanzung und Technik. Allen Kategorien gemeinsam ist: Während
man einen klassischen Pool in der Regel im Herbst leert, lässt man das
Wasser bei einem Schwimmteich ganzjährig drin, auch über mehrere Jahre
hinweg. Das spart Unmengen Wasser und damit auch Geld. Ein genügsamer
Umgang mit Ressourcen ist bei biologisch aufbereiteten Badegewässern
auch sonst üblich: «Bei den Pumpenkreisläufen achtet man darauf, dass
der Stromverbrauch möglichst gering ist, indem man mit der Schwerkraft
arbeitet», so Frei. «Und allfällige Beleuchtungsanlagen können
energiesparend mit LED-Systemen geplant werden.»
Besser den Profi holen
Doch auch wenn die
Schwimmteiche im Unterhalt recht günstig sein können, ihr Bau ist
verhältnismässig teuer. Für eine einfache Anlage fallen schnell einmal
50 000 Franken an, und das ohne die Gestaltung des umliegenden Gartens.
Nach oben gibt es keine Grenzen. «Das Budget spielt bei unseren
Beratungen eine sehr wichtige Rolle», sagt denn auch Martin Maurer. «Es
entscheidet über Fragen wie: Braucht es Technik? Wenn ja, wie viel? Die
Kombinationen sind schier unbegrenzt.» Angesichts der Kosten könnte der
eine oder die andere handwerklich Begabte damit liebäugeln, einen
Schwimmteich im Eigenbau anzulegen. Maurer ist aber skeptisch:
«Theoretisch ist es schon möglich, einen Pool selber zu bauen, aber ich
rate davon ab. Von unseren 45 Mitarbeitenden ist nur eine Minderheit in
der Lage, einen Schwimmteich zu bauen. Es braucht schon sehr viel und
umfassendes Wissen, um alles richtig hinzukriegen.»
Die Anlage so konzipieren, dass sie später funktioniert, den Rohbau erstellen, die Teichfolie knitterfrei verlegen, die Technik installieren – es steckt mehr in einem biologisch gereinigten Schwimmbad, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Erst recht, wenn zusätzliche Elemente wie ein kleiner Wasserfall gewünscht sind. Von der Bauweise hängt übrigens auch ab, wie aufwändig sich der Unterhalt gestaltet. Je weniger Technik, desto mehr Wartungsarbeit, die man meist selber übernehmen oder auch an Profis delegieren kann.
Strukturen
Wo die Natur am Werk ist, lässt sich
nie alles haargenau berechnen. Dies wird offensichtlich, wenn einem ein
Algenteppich die Lust am Schwimmen vermiest. Algen gehören bis zu einem
gewissen Grad zwar zu einem Schwimmteich, ebenso wie zu jedem anderen
natürlichen Gewässer. Trüben sie jedoch das Wasser längere Zeit ein, ist
das Wasser zu nährstoffreich – ein Hinweis auf eine unzureichende
Reinigungsleistung, Übernutzung der Anlage oder unsachgemässe Pflege.
Viele Probleme entstehen heute aber aufgrund mangelnder Beratung: «Die
biologische Wasseraufbereitung ist nicht für jeden das Richtige», betont
Matthias Frei. Wichtig sei eine genaue Bedürfnisabklärung, um zu
prüfen, welches Badegewässer die Wünsche der Kundschaft auch wirklich
erfüllt. «Mit einem naturnah gestalteten Schwimmteich schafft man
ausserdem gleichzeitig Strukturen für Lebewesen», erklärt Matthias Frei.
Zu den potenziellen Mitbewohnern zählen trinkende Kleintiere, Vögel, Wasserläufer, Frösche, Libellen und Schnecken. «Man muss die Natur wirklich um sich haben wollen, wenn man sich für einen naturnahen Schwimmteich entscheidet», findet Frei. Ansonsten seien technischere Lösungen mit Biofiltern und weniger naturnaher Beckengestaltung ratsam – so werde die Anlage für Tiere schnell unattraktiv. Für die meisten Probleme, die sich im Zusammenhang mit Naturpools stellen, gibt es also eine Lösung. Dennoch sind die natürlichen Schwimmparadiese noch relativ selten. Frei: «Von den etwas über 47 000 Aussenbecken in der Schweiz sind schätzungsweise 1000 Naturpools aller Art.» Jährlich kommen gut 100 Anlagen dazu – Tendenz immer noch steigend.
Kategorie 1: Der Natürlichste
Bei
solchen Schwimmteichen wird überhaupt keine Technik eingesetzt. Das
Wasser steht, die Filterung übernehmen das Zooplankton und die Pflanzen
im Regenerationsbereich, der mindestens 50 Prozent der gesamten
Teichfläche einnimmt. Vorteil: Es fallen keinerlei Energiekosten für den
Betrieb an. Dafür sind zeitweilige Wassertrübungen möglich und üblich.
Kategorie 2: r Mit Skimmer
Teichtyp
2 ähnelt Typ 1. Er verfügt aber über einen Skimmer, einen
Oberflächenabsauger, der die Wasseroberfläche von Schwebstoffen wie
Pollen, Haaren oder Fetten befreit. So kann ein grosser Teil der
Nährstoffeinträge in den Teich ganz einfach abgefischt werden. Es
entsteht eine leichte Wasserzirkulation; der Skimmer benötigt etwas
Energie.
Kategorie 3: Mit Filter
Bei
diesem Typ kommen ein biologischer Filter und eine Pumpe im Teilbetrieb
zum Einsatz. Eine separat angelegte Filterzone sorgt dafür, dass
Trübungen vermindert werden und gelöste Nährstoffe von den Pflanzen als
natürlicher Dünger aufgenommen werden.
Kategorie 4: Viel Technik
Hauptmerkmal
dieses Naturpools ist ein hoher Technikeinsatz. Das Wasser wird durch
einen mechanischen Filter gepumpt und anschliessend über ein Kies- oder
Schotterbett als Sekundärfilter in den Nutzbereich zurückgeführt. Das
Wasser ist ständig in Bewegung und wird oft über eine Belüftungsleitung
im Sekundärfilter mit Sauerstoff angereichert. Eine ausgiebige
Bepflanzung ist nicht nötig. Nachteil: Die Technik verlangt einen recht
hohen Wartungsaufwand.
Kategorie 5: Fast herkömmlich
Biologisch
gereinigte Pools dieser Kategorie unterscheiden sich optisch kaum von
herkömmlichen Swimmingpools. Oft kommen aktive Filtermedien wie Zeolith
zum Einsatz, die Nährstoffe im Wasser aufnehmen und zwischenspeichern.
Pflanzen werden hier, wenn überhaupt, nur noch zur Dekoration
eingesetzt. Der laufende Energie- und Wartungsaufwand während der Saison
ist höher als bei natürlichen Anlagen.
Generell gilt: Schwimmteiche (Kategorie 1 bis 3) und Naturpools (Kategorie 4 und 5) sind in der ganzen Schweiz bewilligungspflichtig.
Text: Erik Brühlmann und Marius Leutenegger, Fotos: Wetzel Gärten
aus: Das Einfamilienhaus, Heft Nr. 4/2016
Bezugsquellen:
ASC Schweiz
Allgemeiner Schwimmteich Club Schweiz
8408 Winterthur
www.ascschweiz.org
Wetzel AG
5413 Birmenstorf
Tel. 056 225 17 03
www.swissteich.ch
www.wetzelgartenbau.ch