Die Wohn-Box

Was tun, wenn das Haus für eine Person zu gross geworden ist, diese Person aber die gewohnte Umgebung nur ungern verlassen möchte? In diesem Fall stellte man eine Eine-Frau-Wohnbox neben die alte Villa. Neue vier Wände für einen neuen Lebensabschnitt.

Der Hybridbau aus Stahlbeton, Mauerwerk und Holz hat drei Geschosse. Man betritt das Haus auf der obersten Ebene. Grosse, bodentiefe Fenster geben Einblick in einen hellen, freundlichen Wohnraum.
Der Hybridbau aus Stahlbeton, Mauerwerk und Holz hat drei Geschosse. Man betritt das Haus auf der obersten Ebene. Grosse, bodentiefe Fenster geben Einblick in einen hellen, freundlichen Wohnraum.

Die Ausgangslage ist nicht ungewöhnlich: Die Kinder sind erwachsen und ausgezogen, das Haus fühlt sich auf einmal zu gross an. Verkaufen, rät die Vernunft. Bleiben, sagt das Herz. Eine kleinere, passendere Wohnung zu suchen und anderswo neu anzufangen, ist nicht so einfach. Wenn man seit 25 Jahren in einem Quartier, in einer Nachbarschaft verwurzelt ist, dazu noch mit Sicht auf den Bodensee, ist die Vorstellung, für den nächsten Lebensabschnitt die gewohnte Umgebung zu verlassen, wenig verlockend. Etwas Vergleichbares findet sich so schnell nicht wieder.

Ein Geistesblitz
Da blitzte eines Tages beim Anblick der Doppelgarage neben dem hundert Jahre alten, liebgewonnenen Zuhause ein Gedanke auf: «Ein kleines Häuschen, genau hier, so gross wie die Garage, das wäre genau das Richtige.» Ob das machbar wäre? Die Frage ging an Pix Müller, Architekt in Kreuzlingen und seit vielen Jahren ein guter Bekannter der Bewohnerin. Die Klein und Müller Architekten AG hatte bereits die alte Villa modernisiert und eine Terrasse angebaut. Pix Müller und sein Team nahmen die Herausforderung an. Das vorhandene Grundstück wurde parzelliert, die Restfläche reichte für ein Tiny House mit Seeblick und Garten. Gemacht für eine Person mit einem minimalistischen Wohnkonzept.

Holzbox auf Betonkubus
Nach den ersten Entwürfen war klar, das neue Haus würde doch etwas grösser als die alte Garage. Weil es schön ist, auch Platz für Übernachtungsbesuch zu haben, und weil sich die Hanglage für ein Häuschen mit mehreren Etagen anbot. Der Hybridbau aus Stahlbeton, Mauerwerk und Holz hat drei Geschosse: Unten im Sockel befindet sich ein Abstellraum für Gartengeräte etc., der nur von aussen her zugänglich ist. Darüber liegen zwei Wohngeschosse, das obere in Form einer Holzbox, die über den Sockel hinausragt.

«Durchwohnen» nennen die Architekten den Durchblick vom Eingang durch das Wohnzimmer bis zur Terrasse. Als Blickfang steht ein kleiner Kaminofen im Wohnzimmer.
«Durchwohnen» nennen die Architekten den Durchblick vom Eingang durch das Wohnzimmer bis zur Terrasse. Als Blickfang steht ein kleiner Kaminofen im Wohnzimmer.
Das «Gartenzimmer» wird bei Bedarf zum Gästezimmer: Futon ausbreiten und fertig. Hier unten liegen die privateren Räume, Passanten haben von der Strasse aus keinen Einblick.
Das «Gartenzimmer» wird bei Bedarf zum Gästezimmer: Futon ausbreiten und fertig. Hier unten liegen die privateren Räume, Passanten haben von der Strasse aus keinen Einblick.
Die Wohnbox ist schön und pflegeleicht, eindeutig mit weniger Arbeit verbunden als vorher das grosse alte Haus.
Die Wohnbox ist schön und pflegeleicht, eindeutig mit weniger Arbeit verbunden als vorher das grosse alte Haus.

Durchblick zum See
Man betritt das Haus auf der obersten Ebene. Von der Strasse her führt eine Art Steg, der in eine kleine Terrasse mündet, zum Eingang. Linkerhand blickt man hinunter in einen mehrstufig angelegten Aussenraum mit Hofcharakter. Geradeaus sieht man durch die Box hindurch bis auf den See. Grosse, bodentiefe Fenster geben Einblick in einen hellen, freundlichen Wohnraum: Hier gibt es eine Sitzbank, Tisch und Stühle, alles in hellem Holz, dahinter an der Längswand eine elegante Küchenzeile, weiter vorne eine Lounge-Zone mit Sessel. Als Blickfang steht ein kleiner Kaminofen im Raum. Eine Glasfront gibt den Blick auf den Bodensee frei. Wer die Fenstertür öffnet, tritt hinaus auf eine heimelige, gedeckte Holzterrasse, das Highlight des Hauses. Das Geäst einer alten Waldföhre schwankt malerisch davor und macht das Baumhaus-Feeling komplett. Der Wohnraum erlaubt den Durchblick vom Eingang bis zur Terrasse. Vom Erschliessungsbereich im Süden bis zum Panorama im Norden. «Durchwohnen» nennen das die Architekten.

Architektur

KMD Architekten AG

Die komplette Reportage mit mehr Einblicken gibt es in der Ausgabe 1/25 vom Magazin DAS EINFAMILIENHAUS.

Text: Christine Vollmer, Fotos:  Stefan Küng
aus dem Magazin: Das Einfamilienhaus, Zeitschrift Nr. 1/2025

Artikel teilen

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln.

Notwendige Cookies werden immer geladen